THE REVOLUTIONARY MONTEVERDI
VOCES SUAVES
und
CAPRICORNUS CONSORT
Freitag 21. April 2023, 19.30 Stadtkirche Liestal
Mit: Christina Boner, Mirjam Wernli, Jan Thomer, Dan Dunkelblum, Andrés Montilla-Acurero, Jan Kuhar, Peter Barczi, Eva Borhi, Daniel Rosin, Orí Harmelin, David Blunden
Die Madrigale von Claudio Monteverdi (1567–1643) zeigen den enormen Wandel der Musik um 1600, dessen wichtigster Protagonist Monteverdi war. Wie Beethoven 200 Jahre später dehnte Monteverdi sowohl die Form als auch den Inhalt der musikalischen Gattungen aus und wurde damit zum Wegbereiter einer neuen musikalischen Epoche, nämlich dessen, was wir heute als Barock bezeichnen. Der Komponist selbst zeigte sich überaus bescheiden und erklärte, dass seine Kompositionen auf den Werken seiner Vorgänger beruhen. Er prägte in Bezug auf sein Schaffen den Begriff „seconda prattica“. Damit meinte er ein „anderes“ Regelwerk bzw. eine „andere“ Ästhetik, die aber mit der älteren „prima prattica“ koexistieren kann.
Das Programm von Voces Suaves folgt diesem Wandel in der Musikgeschichte und präsentiert einige der schönsten Madrigale Monteverdis. Der Komponist veröffentlichte acht Bände mit Madrigalen, wobei zwischen dem ersten und dem letzten rund 50 Jahre liegen. Die im Konzert präsentierte Auswahl umfasst einige von Monteverdis eleganten A-cappella-Stücken aus seinen frühen Büchern wie Ecco mormorar l’onde (Buch II, 1590) und Vattene pur, crudel (Buch III) neben seinen ersten Kompositionen mit Continuo-Begleitung wie Zefiro torna (Buch VI). Es gipfelt in den grossen Madrigalen des Buches VIII (1638), in denen Monteverdi ein Instrumentalensemble mit zwei Violinen einsetzt und lange Solopassagen mit kraftvollen Tutti-Abschnitten verwebt. Diese dramatischen Werke haben einen geradezu opernhaften Charakter und beinhalten die überraschend moderne Vertonung von Petrarcas Sonett Hor che’l ciel e la terra und die Miniatur-Opernszene Lamento della ninfa.
Mit dieser Auswahl an Madrigalen, die fast die ganze Karriere Monteverdis abdeckt, präsentiert das Ensemble Voces Suaves eine musikalische Monografie eines wahren Revolutionärs.
Programmgestaltung: Dan Dunkelblum
CLAUDIO MONTEVERDI (1567-1643)
Fugge il verno dei dolori
Scherzi musicali a tre voci, 1607
Ecco mormorar l’onde
Il secondo libro de madrigali, 1590
Vattene pur, crudel
Il terzo libro de madrigali, 1592
DARIO CASTELLO (1602-1631)
Sonata nr. 1 für Violine und basso continuo
Sonate concertate in stil moderno, libro secondo, 1629/1644
CLAUDIO MONTEVERDI
Si, ch’io vorrei morire
Il quarto libro de madrigali, 1603
Troppo ben può questo tiranno Amore
Il quinto libro de madrigali, 1605
DARIO CASTELLO
Sonata nr. 2 für Violine und basso continuo
Sonate concertate in stil moderno, libro secondo
CLAUDIO MONTEVERDI
Lidia, spina del mio core
Scherzi musicali a tre voci
Zefiro torna, e’l bel tempo rimena
Il sesto libro de madrigali, 1614
PAUSE
CLAUDIO MONTEVERDI
Chiome d’oro
Concerto: Il settimo libro de madrigali, 1619
Lamento della ninfa
Ottavo libro de madrigali: Madrigali guerrieri et amorosi, 1638
DARIO CASTELLO
Sonata nr. 4 für zwei Violinen und basso continuo
Sonate concertate in stil moderno, libro secondo
CLAUDIO MONTEVERDI
Hor che’l ciel e la terra
Ottavo libro de madrigali
Chi vol, che m’innamori?
Selva morale e spirituale, 1641
Altri canti di Marte
Ottavo libro de madrigali
CAPRICORNUS CONSORT
Seit seiner Konstituierung in 2006 widmet sich das Capricornus Consort Basel vorrangig seltenen und solistisch zu besetzenden Werken des Barock und Hochbarock.
Der Primgeiger, Gründer und künstlerische Leiter Peter Barczi schart dabei eine Gruppe von Musikerinnen und Musikern um sich, deren gegenseitige künstlerische Verbundenheit meist schon auf Freundschaften aus der Studienzeit an der renommierten Universität für Erforschung und Vermittlung historischer Musik, der Schola Cantorum Basiliensis, zurückgeht.
Ihren musikalischen Zusammenhalt finden die
Mitglieder des Capricornus Consort Basel
aber nicht zuletzt in der anhaltenden Übereinstimmung, was die Anforderungen an Interpreten im Umgang mit Alter Musik betrifft. Damit scheint der Weg zum wunderbarsten Zusammenklang in einem besonderen Maß
über den verbundenen Ausdruckswillen eigenständiger Musiker-Persönlichkeiten zu führen.
Das Capricornus Consort Basel kann auf Einladungen namhafter Festivals zurückblicken und hat insbesondere mit seinen CD-Einspielungen die Aufmerksamkeit der internationalen Fach-Presse erregt.
VOCES SUAVES
Das Basler Vokalensemble Voces Suaves pflegt die historisch informierte Aufführung von Musik der Renaissance und des Barock in solistischer Besetzung. Sein warmer und voller Klang verbunden mit einer nuancierten musikalischen Rhetorik machen die Interpretationen des Ensembles unverwechselbar und die Musik emotional unmittelbar erlebbar. Die langjährige Zusammenarbeit der Sängerinnen und Sänger hat zu einer grossen Vertrautheit geführt, die den Aufführungen von Voces Suaves eine besondere Intimität verleiht.
Das 2012 von Tobias Wicky gegründete Ensemble besteht aus einem Kern von acht professionellen Sängerinnen und Sängern, von denen die meisten einen Bezug zur Schola Cantorum Basiliensis haben. Seit 2016 arbeiten die Ensemblemitglieder ohne einen festen musikalischen Leiter und erarbeiten ihre Programme im Kollektiv. So ist der Gestaltungswille jedes einzelnen Mitglieds gefordert und alle tragen gleichermassen die künstlerische Verantwortung. Die Besetzung variiert je nach Programm. Bei Bedarf werden Instrumentalisten hinzugezogen.
Voces Suaves beschäftigt sich schwerpunktmässig mit der Vokalmusik des deutschen Frühbarocks sowie mit dem reichen Schatz der italienischen Madrigaltradition. Grösser besetzte italienische Oratorien und Messen bilden einen weiteren Repertoireschwerpunkt. Es ist dem Ensemble eine Herzensangelegenheit, dass neben den Werken berühmter Komponisten wie Claudio Monteverdi oder Heinrich Schütz auch Kompositionen von heute wenig bekannten Meistern wie Stefano Bernardi, Giaches De Wert oder Giovanni Croce zur Aufführung gelangen.
Einladungen führten und führen Voces Suaves zu bedeutenden Festivals in ganz Europa, unter anderem zum Festival d’Ambronay, zum Ravenna Festival, Festival Oude Muziek Utrecht, Oslo Internasjonale Kirkemusikkfestival, Festival Misteria Paschalia Krakow, an die Staatsoper Berlin und zu den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik. Von 2014 bis 2016 war das Ensemble Teil des europäischen Förderprogramms „eeemerging, Emerging European Ensembles Project“.
Kooperationen bestehen mit renommierten Ensembles wie dem Ensemble Concerto Scirocco, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem Concerto Romano, Capriccio Stravaganza und dem Capricornus Consort Basel. Diese Kollaborationen ermöglichen die Aufführung von grösser besetzen Werken. Eine langjährige Zusammenarbeit verbindet Voces Suaves zudem mit den Organisten Michelle Vannelli, Jörg-Andreas Bötticher und Johannes Strobl.
Seit 2015 sind verschiedene Einspielungen von Voces Suaves bei den Labels claves records, Ambronay éditions, Arcana (Outhere Music) und Deutsche Harmonia Mundi erschienen und mit diversen internationalen Preisen ausgezeichnet worden (u. a. mit dem Diapason découverte, Choc de Classica).